Börse für jedermann
Investieren statt sparen
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Menschen neigen dazu ausschließlich von Ihren Erfolgen und Siegen zu berichten. Fehler oder Unpässlichkeiten werden in der Regel verschwiegen. Oftmals höre ich das wenn Menschen auf Fußballspiele wetten oder andere risikobehaftete Dinge betreiben. Auch wenn sich Leute über Aktien unterhalten werden nur die Verdoppler bzw. Outperformer hervorgehoben. Natürlich hat man Apple-Aktien oder die von Tesla im Depot (ohne natürlich zu sagen, seit wann die dort sind). Jeder will dem anderen zeigen, das man auf das richtige "Pferd" gesetzt hat. Leider gehört dieses Verhalten eher zum Standard.
Zum Glück hab ich (bislang) auf deutlich mehr "richtige" Aktien gesetzt, als das ich Verluste hinnehmen musste. Natürlich gab es da den Börsencrash als die US-Immobilienblase geplatzt ist. Natürlich hat mich Corona einige Prozentpunkte gekostet. Aber das waren markttechnische Shocks. Das hatte nichts mit der "falschen" Auswahl von Aktien zu tun. Natürlich habe ich auch Unternehmen in meinem Depot (aktuell und in der Vergangenheit) die mehr als 100 % (und ein Vielfaches davon) zugelegt haben. Heute soll es jedoch um die Fehler gehen, die ich in der Vergangenheit getätigt habe (und das trotz guter Recherche und vielem Nachdenken). Mein aller erster "Börsenbesuch" war ein toller Erfolg. Ich hatte die Aktie von EADS (heute Airbus) gekauft, weil mir ein damaliger Arbeitskollege das Unternehmen ans Herz gelegt hatte. Ich bin mit ein bisschen Geld eingestiegen (und habe mich gegen die von mir favorisierte Aktie von Volkswagen entschieden). Dieses Abenteuer brache gleich mehrere schmerzhafte Erfahrungen für mich mit. Erstens hatte ich noch keine klare Strategie. Heute würden beide Unternehmen nicht in mein Portfolio passen. Das war sicherlich der erste Fehler. Dann habe ich zwar zwischen 25 - 30 % Gewinn gemacht (was natürlich ganz ordentlich ist), da ich aber wenig Geld investiert habe, haben die Gebühren diesen Gewinn fast vollständig egalisiert. Das war Fehler Nr. 2. Und der dritte Fehler war es, nicht auf meine eigenen Gedanken zu hören. Volkswagen hat danach von 34 Euro auf heute ca. 145 Euro zugelegt (teilweise war die Aktie schon auf 1.000 €) plus natürlich die Dividenden aus Wolfsburg. Dann habe ich eine zeitlang Zertifikate gekauft. Das waren Bonuszertifikate (und Deepbonuszertifikate) auf die Allianz (heute als Aktie in meinem Portfolio), SAP und auf einen künstlichen Bankenindex. Hier ging es um insgesamt vier Banken (Bear Stearns war eine davon; ich glaube Lehman Brothers war der Emittent). Alle drei haben ungefähr so funktioniert, das wenn die jeweiligen Werte nicht über bzw. unter eine gewisse Kursschwelle treten, das man dann einen zweistelligen Prozentbetrag bekommt. Dividenden bekommt man hingegen nicht ausgezahlt. Damals habe ich nicht verstanden, dass das absolut dümmliche mathematische und kurzpsychologische Wetten sind. SAP hat sich seitdem genial an den Börsen entwickelt und in den letzten Jahren mehr als 250 % Gewinn eingefahren (plus Dividenden). Ich hingegen habe durch die heftigen Kursstürze 2007 zweistellige Kursverluste hinnehmen müssen. Der Korb aus Bankentiteln ist mit den Konkursen der oben aufgeführten Banken implodiert und hat mir mehr als 99 % Verlust eingefahren. Also ich kann nur dazu raten: Finger weg von Zertifikaten!!! Natürlich gabe es auch einige Titel, die ich mit Verlust abgestoßen habe. Wells Fargo, Toshiba, BMW VZ, Telefonica, Eon, RWE, Verbund, IBM und AT&T um ein Paar Beispiele zu nennen. Es kann sein, das noch andere Titel in dieses "Patheon" gehören, aber ich führe darüber nur bedingt Buch, da ich mich lieber auf die Zukunft und meine aufgeführte strategische Ausrichtung konzentriere. Autowerte und Versorger werde ich so schnell nicht wieder kaufen. Bei Banktiteln hingegen überlege ich derzeit wieder einzusteigen. Sie gehören einfach zu einer gut laufenden Wirtschaft dazu und sind seit vielen Jahren einfach komplett abgestraft. Wenn man sich die "Verlierer-Aktien" die oben aufgeführt sind einmal anschaut, fällt einem auf, dass sie nicht wirklich meiner strategischen Ausrichtung folgen (Asien bzw. China, Versicherungen, Gesundheitswesen, Digitalisierung/Technologie und Dividenden). Natürlich sind auch da Technologie- und Dividendentitel dabei aber eine wirkliche Fokussierung kann man bei diesen Unternehmen nicht feststellen. Fehler passieren einfach. Auch an der Börse. Ich habe so viele "richtige" Entscheidungen getroffen (u.a. Rhön Klinikum, Celesio, Apple, Microsoft, Berkshire Hathaway, Barrick Gold, Hellenic Telekom oder damals auch Daimler), dass die wenigen nicht so sehr ins Kontor fallen. Fehler helfen dabei zu lernen (und ja man lernt aus ihnen mehr als aus Siegen) und die Fokussierung auf die aufgestellte Strategie beizubehalten. DIe meisten Fehler habe ich zum Glück in sehr jungen Jahren (mit vergleichsweise geringen finanziellen Mitteln) getan, sodass ich heute sagen kann, das mein Depot so groß ist (trotz aller Wirtschaftskrisen) wie nie zuvor. Fehler werde ich sicherlich auch weiterhin tätigen. Derzeit entwickeln sich Talanx und Fresenius eher nicht in die Richtung, die ich angenommen habe. Es dauert aber oft auch eine längere Zeit, bis der Markt die ausgewählten Value-Titel wahr nimmt. Fehler dürfen passieren, man muss nur daraus lernen. Es bleibt also spannend. Versprochen!
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Dr. Kai UrnerAls begeisterter Value-Investor beschäftige ich mich seit vielen Jahren mit den Themen Finanzen, Börse und Vermögensanlage. Daher möchte ich euch gerne Anregungen geben und Informationen sowie Wissen vermitteln, um das Geld in die "besten" Hände zu legen. In die Eigenen! Archiv
Juli 2022
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